08.01.2024

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Der neue ist der alte Standort: St. Gallen

CEO Reto Zürcher im Interview: «Wir lieben unsere Stadt und unsere Region»

Anlässlich der offiziellen Einweihung des HB-Therm Neubaus in St. Gallen geht es auch um die zentralen Zukunftsfragen, mit denen sich Unternehmen und Geschäftsführung auseinandersetzen. Denn die Unternehmerfamilie will auch die kommenden Jahre als Marktleader in der Temperiertechnik erfolgreich für die HB-Therm AG und ihre Mitarbeitenden gestalten. Dazu gibt CEO Reto Zürcher wichtige Antworten.

Angesichts des gerade im Sommer erfolgten Umzugs aus den bisherigen Firmenliegenschaften in das neue Unternehmensgebäude: Welches waren die Entscheidungskriterien für die Auswahl des neuen Firmenstandortes?

Wir haben zum Projektstart die Frage des Standortes sauber geprüft. Darunter befanden sich auch sehr attraktive Angebote aus dem nahen Ausland und den umliegenden Kantonen. Wir wussten aber: Je weiter weg der neue von unserem damaligen Standort gewesen wäre, desto mehr Mitarbeitende wären uns verloren gegangen – aber genau sie sind das Schlüsselelement unserer Erfolgsgeschichte! Deshalb fokussierten wir unsere Suche auf einen Standort möglichst nahe am heutigen. Hinzu kam, dass wir auch Entwicklung und Produktion nicht trennen wollten, denn damit wären einzigartige Synergieeffekte verloren gegangen, die wir sehr schätzen und die unsere Technologieführerschaft ausmachen. Den einfachen, häufigen Austausch zwischen Fertigung, Montage, Kundendienst und Verkauf erleben wir immer wieder als wichtiges Plus, der den entscheidenden Mehrwert zu einem erfolgreichen Produkt beiträgt. Unsere DNA liegt nun mal in der Schweiz und sehr nahe an unserer OLMA-Bratwurst, der berühmten St. Galler Bratwurstspezialität aus Kalbfleisch und typisch für unsere Region.

Wie ist es möglich mit den Standortkosten der Schweizer international erfolgreich zu sein?

Die Kosten haben wir natürlich sehr genau betrachtet. Die HB-Therm Produkte müssen sich im international hart umkämpften Wettbewerb bewähren. Dies geht nur, wenn wir uns über die Technologieführerschaft differenzieren können. Das heisst, dass wir stehts ganz genau prüfen, wie die Kundenbedürfnisse gelagert sind. Diese bilden wir dann in einem schlanken Serienprodukt ab und stellen dies mit hoher Fertigungstiefe und höchstem Automatisierungsgrad her. Das neue Gebäude bietet uns enorm viel Möglichkeiten, diese Strategie weiterzuverfolgen.

Können Sie ein Beispiel dafür geben, was im neuen Gebäude konkret umgesetzt wurde?

Wir haben z. B. die Wege verkürzt. Früher haben die Montagemitarbeiter das Material mit Transportwagen gesammelt und sind als «Jäger und Sammler» durch das Unternehmen gekurvt. Aktuell wird ein Temperiergerät in acht Metern Laufdistanz montiert. Über 90 % unserer Fertigungsmaschinen arbeiten jetzt mit Robotik im 24/7 Betrieb.

Welche langfristigen Ziele und Perspektiven hat das Unternehmen für den neuen Standort?

Zunächst geht es uns um eine nachhaltige Produktion, die wir durch die Zusammenlegung unserer bislang 4 Standorte in St. Gallen erreichen. Wir wollen aber auch expandieren, was in diesem Zusammenhang bedeutet, dass wir zu unseren bisher rund 100 Mitarbeitenden fast nochmals so viele aufnehmen können, um die Kapazitäten unseres neuen Standortes vollständig auszulasten.
Für zukünftige Erweiterungen wäre am neuen Standort überdies noch Platz. Hier könnten wir schnell und flexibel auf sich verändernde Marktanforderungen reagieren. Ausserdem sind auch die infrastrukturellen Ressourcen an unserem neuen Domizil nahezu perfekt: Wir haben eine zentrale Lage, wir sind sehr gut an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden, die umgebende Infrastruktur mit Ikea, St. Galler Stadion, Shoppingarena, Hotels sowie anderen Unternehmen könnte nicht besser sein.

Wirken sich die neuen Räumlichkeiten auch auf den Bereich Ausbildung aus?

Aber sicher. Mit dem Umzug in die Piccardstrasse bieten wir Lehren in 5 unterschiedlichen Berufen an: Automatiker:in, Automatikmonteur:in, Polymechaniker:in, Konstrukteur:in, und Applikationsentwickler:in! Wir legen grossen Wert auf Aus- und Weiterbildung und wollen daher auch unseren Bekanntheitsgrad und unsere Attraktivität als Arbeitgeber weiter steigern. Dazu kooperieren wir unter anderem mit dem Ausbildungszentrum libs für industrielle Berufslehren in der Schweiz (www.libs.ch).

Wie passt der neue Standort in die übergeordnete Wachstumsstrategie von HB-Therm?

Durch die Realisierung des neuen, zentralen Unternehmenssitzes werden wir unseren Kurs der hohen Eigenfertigungstiefe und Wertschöpfung am Ort weiter ausbauen. Dies geht einher mit weiteren umfangreichen Investitionen in einen modernen Fertigungs- und Maschinenpark, eine hohe Automatisierung und die Ausbildung unserer Mitarbeitenden. Mit dieser Basis können wir unser Geschäftsmodell skalieren und neue Märkte erreichen.
Unsere neue, interne Logistikabteilung wird sich zukünftig um die gesamte Abwicklung des Warenflusses kümmern, denn wir haben ja jetzt nicht mehr 4, sondern nur noch einen Produktionsplatz. Das bringt viele Erleichterungen, aber auch neue Herausforderungen mit sich.

Kommen wir einmal zu einem Punkt, der Sie als CEO sicher auch sehr interessiert hat: Zum architektonischen Design des neuen Gebäudes und dessen Nachhaltigkeit. Zunächst einmal: Welche Überlegungen flossen in das architektonische Design des neuen Standorts ein?

Natürlich muss ein industriell genutztes Gebäude zuerst einmal praktisch sein und unsere Betriebsabläufe optimal abbilden. Diese geniessen oberste Priorität. Das neue Gebäude musste ein solides repräsentatives Industriegebäude werden und unsere Werte widerspiegeln. Dazu braucht es aber auch eine schöne Architektur, die sich dann schlussendlich in der Freude am neuen Zuhause zeigt.

Und welche Schritte haben Sie bezüglich der Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit gesetzt?

Mit dem Neubau an der Piccardstrasse haben wir eine hocheffiziente und nachhaltige Produktion unserer Temperiergeräte aufgebaut. Mit der Solaranlage auf dem Dach produzieren wir 1/3 des Energiebedarfes selbst. Die Heizung und Kühlung des Gebäudes erfolgt mittels Erdsonden, was unseren CO2-Footprint stark reduziert. Wir haben zunächst einmal nicht alle möglichen Bauflächen genutzt, sondern unsere Gebäude in umgebende Grünanlagen eingebettet, die wir mit unseren Schafen als «natürliche Rasenmäher» «bewirtschaften». Dass wir versucht haben, mit möglichst schlanken Beton- und Stahlkonstruktionen zu arbeiten, um auch hier unseren CO2-Fussabdruck so klein wie möglich zu halten, versteht sich in der heutigen Zeit fast von selbst. Die Parkraumbewirtschaftung durch ein eigenes Parkhaus bringt nicht nur Erleichterungen für die Mitarbeitenden, sondern auch für unsere neue Umgebung. Hinzu kommen die Minimierung des Transportaufwands, die Wärmerückgewinnung der in der Produktion und Qualitätssicherung anfallenden Energie durch Wassertemperierung sowie der Einsatz eines modernen, energieeffizienten Maschinenparks. Dass wir damit vieles richtig gemacht haben, beweist die Auszeichnung unseres Gebäudes mit dem Minergie-Zertifikat, das offiziell bestätigt, dass es sich um ein energieeffizientes Gebäude handelt.
Den grossen Hebel zum Einsparen von Energie setzen wir aber mit dem Produkt selbst an. Mit der standardmässigen Integration einer drehzahlgeregelten Pumpe und dem Assistent Energy-Control lassen sich bis 85 Prozent Energie einsparen.

Und wie war die Reaktion der Mitarbeitenden?

Das neue Gebäude macht einfach Freude und zeigt das starke Bekenntnis zum Standort St. Gallen. Auch ich und die ganze Geschäftsleitung haben kein Einzelbüro, wo wir uns verkriechen können, sondern signalisieren eine offene Kultur, in der der Austausch wichtig und gewünscht ist. In der Begegnungszone «Time-out» treffen sich alle Mitarbeiter zur Pause, zum Mittagessen oder für ein Dart- oder Fussballspiel. Deshalb bin ich sicher: Der Neubau vereint uns als Unternehmen, stärkt den Zusammenhalt und das Wir-Gefühl im Team.

Gibt es besondere Annehmlichkeiten oder Dienstleistungen für die Mitarbeitenden?

Um das Leben im «Time-out» attraktiv zu gestalten, bieten wir dort kostenlosen Kaffee mit Frischmilch und Früchte an. Die Mitarbeitenden nutzen den Raum auch für die eine oder andere Party und an schönen Sommertagen wird der Grill eingeheizt. In unserer unmittelbaren Umgebung gibt es so viele Verpflegungsmöglichkeiten, dass wir auf eine eigene Kantine gänzlich verzichten konnten, Säntispark und Kybunpark mit Sport- und Freizeitmöglichkeiten sind ebenso in der Nähe wie die Shoppingarena mit ihren Einkaufsangeboten und das Stadion des FC St. Gallen. Bei Heimspielen stellen wir unser Parkhaus als Parkmöglichkeit für Mitarbeitende zur Verfügung.

Ein Thema, das alle aktuell unter den Nägeln brennt, ist der Arbeitskräftemangel. Was tut HB-Therm dagegen?

Wir ermöglichen allen unseren Mitarbeitenden die Chance zur Selbstverwirklichung. Wir kooperieren dazu mit Ausbildungszentren und unterstützen sie bei ihrer Weiterbildung finanziell zu 100% und auch arbeitstechnisch durch entsprechende Entwicklungspläne. Um so nah wie möglich an der Digitalisierung zu bleiben und damit ein attraktives, junges Unternehmen zu sein, berücksichtigen wir ebenso die Werthaltungen und Präferenzen der «Digital Natives». Dazu gehören etwa die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und/oder Hobbys oder auch die Flexibilität in der Arbeitsgestaltung (Zeit, Raum sowie Aufgaben). Der aktive Kontakt mit den Bewerbenden bringt uns weg vom klassischen Human Ressources- und hin zum People- and Organization Management. Der Mensch ist bei uns nicht auf die pure Ressource beschränkt, sondern steht im Mittelpunkt des Unternehmens. Motto: «One Team, one Goal». Das fördert Motivation und Begeisterung für HB-Therm von Anfang an. Schauen Sie dazu doch einfach einmal auf unsere Website auf die Social News oder auf unsere Karriereseite: Die Gesichter unserer (Jubiläums-) Mitarbeitenden sprechen Bände …

Und was haben Sie letztlich aus den Herausforderungen während der Bauphase gelernt? Gibt es Lernprozesse, die Ihnen auch heute noch im beruflichen und unternehmerischen Alltag helfen?

Naja, wir hatten, wie andere Bauherren auch, mit Budgetanpassungen, Verzögerungen und Materialknappheiten zu kämpfen. Hinzu kamen diverse unterschiedliche Vorschriften, die es zu berücksichtigen galt. Wir haben diese Klippen aber allesamt professionell umschifft. Und jetzt steht unser neues Gebäude und wir sind drin. Das ist schon eine grosse Erleichterung.
Die Tugenden, die man sich bei der Umsetzung eines solchen Grossprojektes aneignen sollte, sind in jedem Fall Geduld, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, sonst scheitert man oder die Sache wird zumindest weitaus schwieriger. Aber auch mit einem «Senior» wie Hans-Peter Zürcher, meinem Vater, der bei Entwicklung und Planung sehr viel geholfen hat, kann man auf einen «Fels in der Brandung» mit viel Erfahrung und Engagement bauen. Dafür auch an dieser Stelle noch einem «Herzlichen Dank».

Was würden Sie bei einem nächsten Neubauprojekt anders machen?

Nicht sehr viel! Ich würde sicher viel mehr Zeit in der Planung verbringen und später mit der Umsetzung starten. Wir hatten ganz viele vorzügliche Planer und Unternehmer an Bord. Wir waren pünktlich fertig und hatten gerade mal 2 Wochen geplanten Betriebsunterbruch. Das kann sich doch sehen lassen!

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